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Brauausrüstung

Gärbehälter-Heizung im Eigenbau

Fabian Schröder | Letztes Update: 21.11.22 | Lesezeit: 6 Min.

Die richtige Gärtemperatur immer konstant zu halten ist nicht einfach. Spätestens bei der Verwendung obergäriger Hefen im Winter kommen Hobbybrauer um eine Heizung für den Gärbehälter nicht herum. In diesem Beitrag erfährst du, welche pragmatischen Möglichkeiten für dich als Hobbybrauer in Frage kommen und wie du deine eigene Gärbehälter-Heizung preiswert selber baust.

In diesem Beitrag erfährst du:

© Der Braukurs
Aufbau der Gärbehälter-Heizung zum Brauen von Bier im Winter.

Als ich mit dem Brauen angefangen habe, war ich weit von einer temperaturgesteuerten Gärführung entfernt. Meine Einstellschrauben waren schlichtweg die Jahreszeiten. Zwischen Frühjahr und Spätsommer gab es obergärige Biere, im Winter Untergärige. Nicht selten kam es vor, dass ich 20 Liter Bier im Gärbehälter durch das dreistöckige Haus schleppte, um zwischen 19 °C im Flur und 16 °C im Keller zu wechseln – kein Kommentar bitte. 😉

Im Sommer braute ich mein erstes New England IPA (NEIPA) mit der norwegischen Kveik Hefe. Kveik ist eine obergärige Hefe, die sich bei der Verarbeitung durch zwei Merkmale hervorhebt:

  1. Die Gärtemperatur liegt zwischen 25 °C und 40 °C

  2. Die Hauptgärung ist durchschnittlich nach drei Tagen abgeschlossen

Das Einhalten einer Gärtemperatur von 25 °C ist im Sommer machbar, sobald die Temperaturen wieder fallen, wird’s schwierig. Nachdem mein erstes Bier mit Kveik ein voller Erfolg war, wollte ich lieber weiter am Rezept feilen, als in alljährlicher Manier wieder Lager / untergärige Biere zu brauen. Und somit stand ich vor der Frage:

Wie kann der Gärbehälter beheizt werden?

Vor einigen Jahren bin ich von einem Gärbehälter für Bier aus Kunststoff auf einen Gärbehälter aus Edelstahl* gewechselt. Der Hersteller SS Brewtech bietet zum Heizen und Kühlen bereits fertige Temperaturregelungen* an – allerdings war mir diese für einen Testlauf zu kostenintensiv. Bei der Recherche nach Alternativen bin ich auf zwei Möglichkeiten gekommen, um die Gärtemperatur zu erreichen:

  1. Durch Erwärmung und Beheizung des kompletten Behälters (indirekte Beheizung)

  2. Durch gezielte Erwärmung des Bieres, innerhalb des Behälters (direkte Beheizung)

Bei der direkten Beheizung werden Heizelemente innerhalb des Gärbehälters angebracht. Hier habe ich öfters von gelesen. Diese sind preiswert und einfach zu bekommen. Die Vorstellung, ein nicht lebensmittelechtes Gerät in meinem Gärbehälter mit direktem Kontakt zum Bier zu haben, hat mich jedoch davon abgehalten diese Variante umzusetzen. Ebenso ergeben sich daraus weitere Herausforderungen wie der luftdichte Verbau und Desinfektionsmöglichkeiten, um im Kaltbereich frei von Keimen zu bleiben.

Skizze wie ein Gärbehälter beheizt werden kann.
Möglichkeiten zum Heizen des Gärbehälters mit einer Heizfolie oder einem Heizstab bzw. Heizregler. Ebenso können als Alternative zur Heizfolie Heizdrähte verwendet werden. © Der Braukurs

Bei der indirekten Beheizung wird der komplette Gärbehälter erwärmt. Dadurch ändert sich in der Handhabung des Setups nichts. Du musst dich nicht um komplizierte Konstruktionen kümmern, um Kabel luftdicht durch den Gärbottich zu führen. Für die indirekte Beheizung habe ich zwei praktikable Lösungen gefunden:

  1. Der Bau / Verwendung eines Klimaschranks

  2. Die Anbringung einer Heizfolie bzw. Heizmatte*

Für meine kleine Wohnung war ein extra Klimaschrank keine Wahl und so habe ich mich für die Variante Heizfolie entschieden. Heizfolien haben den Vorteil, dass sie preiswert sind und zum Teil sogar wasserdicht – ich würde im Zweifel jedoch nicht darauf wetten. Für die Wärmeübertragung eignen sich auf Grund der Wärmeleitfähigkeit Gärbehälter aus Edelstahl besser als aus Kunstoff. Neben dem BrewBucket von SS Brewtech* gibt es auch baugleiche Modelle von Klarstein*, die etwas preiswerter sind.

Bei beiden Varianten benötigst du zusätzlich eine Temperatursteuerung, um die perfekte Gärtemperatur zu erreichen und zu halten. Hierfür reicht ein gewöhnlicher Zweipunktregler. Ich verwende den Inkbird ITC 310T-B*.

Am effizientesten ist es, den Temperatursensor im Gärbehälter zu verbauen. Eine Anleitung, wie du den Sensor des Inkbirds umbaust, findest du in dem Artikel Inkbird-Umbau: Tausch des Temperatursensors. Alternativ kannst du auch den Sensor direkt an die Außenwand des Gärbehälter befestigen.

Gärbehälter-Heizung selber Bauen Schritt für Schritt

Bevor es mit dem Bau deiner eignen Gärbehälter-Heizung losgeht, findest du hier eine Übersicht mit dem Equipment, das du benötigst, um deinen Gärbehälter mit einer Heizfolie oder Heizkabel zu beheizen:

1. Anbringen der Heizmatte am Gärbehälter

Nachdem das Bier mit der Hefe im Gärbehälter angestellt ist, befestigst du die Heizmatte (oder das Heizkabel) mit den Spanngurten vorsichtig am Gärbehälter.

Montage der Heizmatte am Gärbehälter.
Montage der Heizmatte am Gärbehälter mittels Spanngurten. © Der Braukurs

2. Isolieren des Gärbehälters

Danach bringst du eine isolierende Manschette / Thermo-Manschette um die Heizmatte und den Gärbehälter an. Am besten machst du das, indem du den Anfang und das Ende der Manschette mit Metall- bzw. Foldback-Klammern zusammen klemmst. Dadurch wirkt die Wärme der Heizmatte gezielter und du sparst dir unnötige Energie.

Thermomanschette der Gärbehälter Heizung.
Befestigen der Thermomanschette mit Foldback-Klammern am beheizten Gärbehälter. © Der Braukurs

3. Platzieren des Temperatursensors und Einstellen der Gärführung

Der Temperatursensor platzierst du zwischen Gärbehälter und isolierender Manschette. Ich habe diesen auf der gegenüberliegenden Seite der Heizmatte angebracht. Wenn der Temperatursensor zu nah an der Heizmatte ist, läufst du Gefahr, dass die Heizmatte zu früh abschaltet und die Zieltemperatur nicht erreicht.

Jetzt brauchst du nur noch die Temperatursteuerung auf die Zieltemperatur einstellen und die Hefe arbeiten lassen.

Temperatursteuerung der Gärbehälter Heizung.
Die Gärfühung kann von einer Temperatursteuerung / Temperaturregler wie der Inkbird ITC 310T-B übernommen werden. © Der Braukurs

Fazit der Gärbehälter-Heizung im Eigenbau

Der Eigenbau hat beim letzten Brautag hervorragend funktioniert. In meiner Wohnung mit 21 °C Umgebungstemperatur hat der Gärbehälter mit der 30W Heizmatte dauerhaft eine Temperatur von 35 °C gehalten.

Die Temperatur der Matte ist dabei nie über 40 °C gestiegen, also musst du dir auch keine Gedanken darüber machen, dass der Gärbehälter an manchen Stellen zu warm werden könnte. Die Temperaturdifferenz zwischen Ein- und Ausschalten der Temperaturregelung habe ich auf 0,5 °C eingestellt.

Denke daran, dass das Bier sehr langsam erwärmt wird. Es hat mehrere Stunden gebraucht, um von 25 °C Anstelltemperatur auf 35 °C zu kommen. Achte am besten schon beim Anstellen auf eine möglichst hohe Anstelltemperatur.

Nach drei Tagen war die Hauptgärung mit der Kveik-Hefe abgeschlossen, sauber bei konstant 35 °C vergoren. Bei der Nachgärung wärme ich die Flaschen ebenso mit der Heizmatte.

Da ich bereits das meiste zu Hause hatte, war der Eigenbau der Gärbehälterheizung sowohl einfach als auch preiswert. Meiner Meinung nach eine echte Alternative für preisintensive Fertigkomponenten oder große Klimaschränke.


Quellenverzeichnis


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